Porenbeton (früher Gasbeton; Markennamen z. B. H+H Celcon, Greisel, Hebel, Ytong, Porit, Hansa, Solbet und Domapor) ist ein verhältnismäßig leichter hochporöser, mineralischer Baustoff auf der Grundlage von Kalk-, Kalkzement- oder Zementmörtel, der durch Blähen porosiert und grundsätzlich einer Dampfhärtung unterzogen wird.
Einordnung
Die Bezeichnung Porenbeton ist irreführend: Es handelt sich in keiner Weise um Beton im Sinne der Begriffsdefinition. Porenbeton enthält keine Gesteinskörnung wie Sand oder Kies. Der fein vermahlene quarzhaltige Sand (Sandmehl), der als Rohstoff eingesetzt wird, ist eine Komponente, die in diesem Fall zu einem großen Teil an den chemischen Umsetzungen teilnimmt. Porenbeton gehört zu den so genannten dampfgehärteten Baustoffen. Trotz seines Namens ist er keine Betonvariante, auch weil die spezielle Dampfbehandlung mit gesättigtem Wasserdampf unerlässlich ist.
Das fertige Produkt besteht nach dem Dampfhärteprozess aus einer kristallinen Phase, welche dem in der Natur vorkommenden Mineral Tobermorit entspricht, einem Rest an Quarzsand, der bei den Reaktionen während der Herstellung nicht umgesetzt wurde, sowie etwas Anhydrit und noch anderen Phasen (hauptsächlich C-S-H(I)). Von den Rohstoffen Zement und Kalk ist im Produkt nichts mehr zu finden, da diese vollständig in C-S-H-Phasen umgesetzt werden.
Das nächstverwandte Material zu Porenbeton ist der ebenfalls dampfgehärtete Baustoff Kalksandstein. Dem Porenbeton ähnlich ist noch Schaumbeton (oder auch Blähbeton), ein durch Schäumen oder Blähen porosierter Normalbeton.
Herstellung
Porenbeton ist ein dampfgehärteter, massiver Baustoff mit einer Rohdichte von 300 bis 800 kg/m³ und wird aus den Rohstoffen Branntkalk, Wasser und Quarzsand hergestellt. Der Sand muss mehlfein gemahlen sein, und kann auch komplett durch Flugasche aus Steinkohlekraftwerken ersetzt werden. Zuerst werden die Rohstoffe im Verhältnis von z. B. 1:1:4 unter Zugabe von Wasser zu einer Mörtelmischung angemacht. In die fertige Suspension wird im Allgemeinen eine geringe Menge an Aluminiumpulver oder -paste. zugegeben. Die Mörtelmischung wird in Wannen gegossen, wo das metallische, feinteilige Aluminium in der alkalischen Mörtelsuspension Wasserstoffgas entwickelt. Es entstehen viele kleine Gasblasen, welche die allmählich ansteifende Mischung aufschäumen. Nach 15 bis 50 Minuten ist das Endvolumen erreicht, es liegen nun Blöcke von drei bis acht Metern Länge, ein bis eineinhalb Metern Breite und 50 bis 80 cm Höhe vor. Diese nur kuchenfesten Blöcke werden mittels Drähten auf die gewünschten Stein- oder Bauteilgrößen zerteilt. Durch Härten in speziellen Dampfdruckkesseln, den Autoklaven, bei Temperaturen von 180 bis 200 °C in Wasserdampf unter Sattdampfdruck von 10 bis 12 bar erhält das Material nach 6 bis 12 Stunden seine endgültigen Eigenschaften. Chemisch entspricht der Porenbeton am Ende zum großen Anteil dem Mineral Tobermorit, das auch in der Natur zu finden ist, jedoch in synthetischer Form.
Durch die Härtung im Wasserdampf benötigt Porenbeton bei der Produktion vergleichsweise wenig Energie. Der Herstellungsprozess erlaubt auch eine wahlweise Produktion bewehrter und unbewehrter Bauteile. Die Bewehrung, meist in Form von Bewehrungskörben, wird, um sie vor Korrosion zu schützen, mit Lack überzogen.
Die Steindruckfestigkeitsklassen sind zur besseren Darstellung auch farblich gekennzeichnet (meist auf einigen Steinen einer Palette). Es gilt hier:
Festigkeitsklasse 2: grün
Festigkeitsklasse 4: blau
Festigkeitsklasse 6: rot
Festigkeitsklasse 8: schwarz
Die vollständige Bezeichnung setzt sich aus folgenden Angaben zusammen (Beispiel):
DIN V 4165 – PPW 2 – 0,40 – 624 x 300 x 249
DIN V 4165: Die Porenbeton-DIN (ab April 2006: DIN EN 771-4)
PPW 2: Porenbeton – Planstein – Wärmedämmend – Festigkeitsklasse 2
0,40: Rohdichteklasse
624 x 300 x 249: Maße Länge x Breite x Höhe
Verstärkte Anwendung erfuhr dieser Baustoff mit der Einführung der Wärmeschutzverordnung 1995 (WSV 95) und der seit 2002 gültigen und die Richtlinien verschärfenden Energieeinsparverordnung (ENEV). Ausschlaggebend sind die hier sehr niedrigen Rechenwerte der Wärmeleitfähigkeit λ (W/(m K)) von 0,11 beim PPW 2 bis 0,18 beim PPW 6. Die Versuche diese niedrigen Werte noch zu verbessern (z. B. PPW 2 mit 0,09 W/(m K)) haben inzwischen zu Material mit 0,08 W/(m K) geführt, aber andere Eigenschaften leiden darunter. Die gewünschte verbesserte Wärmedämmung lässt sich hierbei mit einem entsprechenden Putzaufbau vermutlich sinnvoller erreichen.
Ein weiterer Vorteil der Porenbeton-Plansteine liegt in der bereits durch Produktionsverfahren erreichten hohen Maßgenauigkeit, welches ein Verarbeiten im Dünnbettverfahren erlaubt, wobei die Fugen eine Stärke von 1 bis 3 mm erreichen, somit eine Wärmebrücke im Fugenbereich minimiert und die Druckfestigkeit des Mauerwerks erhöht wird. Die praktischen Griffhilfen erlauben ein handliches Verarbeiten. Plansteine haben ein Eigengewicht von 7 bis maximal 25 kg.
Dadurch ist die Vermauerung auch dem handwerklich geschickten Laien möglich.
Verwendung
Aus Porenbeton werden Mauersteine (Block-, Plansteine, Planblockelemente) und Fertigbauteile (Wand-, Dach- und Deckenplatten) gefertigt. Die geringe Dichte des Materials bringt zwar eine im Vergleich zu Mauerziegel gleichwertige Wärmedämmwirkung mit sich, aber die Schalldämmung ist zugleich eher mäßig. Porenbeton wird im Mauerwerksbau für Außenwände und Innenwände genutzt. Vor allem als eine monolithische Außenwand kommen seine Vorteile (Wärmedämmung und homogenes Vollmaterial) zur Geltung. Seine Nachteile sind ungünstiges Verhalten bei Feuchtigkeitsaufnahme und geringer Schallschutz. Wegen der leichten und vielseitigen Bearbeitbarkeit des Materials ist auch die Verwendung für den individuellen Innenausbau und für Objekte der plastischen Kunst beliebt.
Vor- und Nachteile
Vorteile:
im Vergleich zu Mauerziegel gleichwertige Wärmedämmung
leichte Bearbeitung und Verarbeitung
Vollmaterial, problemloses Verankern nicht zu schwerer Gegenstände
gute Ökobilanz (geringer Energieeinsatz, geringer Ressourcenverbrauch) und baubiologische Eigenschaften
Nachteile:
wegen geringer Dichte nur geringer Schallschutz im Vergleich mit anderen Massivbaustoffen
wegen Porigkeit Gefahr von Bauschäden durch Feuchtigkeitsaufnahme, keine Eignung als Außenwand ohne weitere Beschichtungsmaßnahmen
bei eindringendem Wasser ungünstiges bauphysikalisches Verhalten im Vergleich zu anderen Massivbaustoffen (gibt Feuchtigkeit nur zögernd wieder ab)
geringe Punktbelastbarkeit, Probleme z. B. beim Verankern schwerer Elemente